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Fantastisches Schreiben präsentiert: "Lotus"

Aktualisiert: 16. Juni

Erzähl uns eine Geschichte...

von Enna Bluews


"Lotus"


Bild gestaltet von enna bluews



Für alle,


die einst einen Freund in dem großen Wald des Lebens verloren haben


– Du wirst nie alleine sein




Prolog



Hallo, ich bin Terani Tai (Tera Tai). Ich war ein normales Mädchen, bis zu dem Augenblick als ich keines mehr war. Ich war frei, in der Welt, wo ich mir nichts sehensichstler wünschte, als dass alles wieder normal wäre, doch normal ist nun mal langweilig und das bin einfach nicht ich! Also startete stattdessen ein Abenteuer, was mein Leben für immer verändern sollte. Ich war allein und verloren, doch eines war ich nicht, schwach! Ich lernte so viel neues und, am wichtigsten, ich fand heraus wer ich sein wollte! Lotus, ein Mädchen, das einfach anders war, als die andern, ein Mädchen, was einfach es selbst ist! Doch bis der Moment gekommen ist, an dem ich all das heraus finde, bin ich ein normales Mädchen, auf einer normalen Schule und mit einem normalen Leben. Auch wenn ich gefühlt schon immer etwas anders als die Anderen war, aber ich denke mir da nur eines:


Jeder ist besonders, einzigartig und außergewöhnlich!





Kapitel 1: Die neue Welt




Der Morgen war wie jeder andere und nach der Schule kam ich wie so oft mit auf die Arbeit meiner Eltern. Ihr müsst wissen, meine Eltern arbeiten in einem Biochemie-Labor. Sie sind Wissenschaftler bei der WBCO, was bedeutet: Wissenschaftliche Biochemie Organisation. Da meine Eltern im Labor arbeiten, haben sie oft keine Zeit mich abzuholen, und wenn ich nach Hause gehen würde, könnte ich vielleicht sogar über vier Stunden alleine zu Hause bleiben. Das trauen mir meine Eltern noch nicht zu, also muss ich fast immer nach der Schule ins Labor gehen, um auf meine Eltern zu warten. Zum Glück war meine Schule nicht so weit weg und ich musste nicht länger als zehn Minuten laufen.


Ich setzte mich wie immer auf einen freien Platz in der Eingangshalle. Manchmal lief hier irgendwo ein anderes Mädchen mit roten Haaren rum, doch das war heute wohl nicht hier. Außerdem hatte ich es noch nie angesprochen und auch wenn ich sie oft hier herum laufen sah, war es so als würde sie mich immer übersehen und in ihrer komplett eigenen Welt stecken. Aber was sollte mich das interessieren? Ich musste ja Hausaufgaben machen und außerdem waren die einzigen spannenden Sachen in diesem Gebäude die Experimente und das große Labor, doch in das durfte ich nicht rein.


Ich hatte gerade meine Hausaufgaben raus geholt, als ich meine Mutter aufgeregt aus einem Fahrstuhl auf mich zu laufen sah. Sie hatte ihre Arbeitskleidung an, was bedeutete, dass sie nicht da war, um mich abzuholen.


Ach ja, meine Mutter war schon eine irgendwie besondere Person. Sie hatte meinen Vater auf einer Reise nach Indonesien kennengelernt und sie haben schon nach drei Jahren geheiratet. Das muss ihr schönster Tag aller Zeiten gewesen sein. Sie hat mir nämlich viele Fotos gezeigt. Damals sah sie perfekt aus, doch jetzt waren ihre strahlend blonden Haare zerzaust und ihr Kittel zerknittert. Sie schaute mich mit funkelnd blauen Augen an und kam direkt auf mich zu! Dann sprach sie mich an: „Weißt du was, ich habe lange nachgefragt und irgendwann haben sie 'Ja' gesagt.“ Sie nahm meine Hausaufgaben und stopfte sie in meinen Rucksack. Doch ich verstand immer noch nicht, was hier los war. Was hatte sie nachgefragt und worum ging es überhaupt? Und dann redete sie einfach weiter. „Du darfst mitkommen und zuschauen! Wir machen heute ein ganz großes Experiment, für das wir schon ewig arbeiten. Du musst zwar hinter eine Absperrung, aber das wird trotzdem eine tolle Aktion.“ Als erstes war ich sprachlos, doch als ich merkte, was grade passiert war, zog mich meine Mutter auch schon hinter sich her. Ich konnte gerade so noch meinen Rucksack packen und mich so fangen, dass ich nicht nach vorne umkippte. Der Weg war lang und zum Glück gab es einen Fahrstuhl, denn das Labor, in dem meine Eltern forschten, lag im elften Stock, was zufälligerweise auch das oberste Stockwerk war. Als wir ankamen, brachte mich meine Mutter hinter eine Schutzscheibe oder eher in eine Art Kabine, in der ich mich einrichtete. Erst wurde alles vorbereitet, so das die insgesamt sieben Wissenschaftler, darunter meine Eltern, anfangen konnten. Doch bis zu diesem Zeitpunkt dauerte es noch eine Viertelstunde, weswegen ich mir auf meinem Handy Musik anmachte. Doch als es endlich begann, war ich sofort dabei und beobachtete erstaunt, was die sieben Personen für unterschiedliche Aufgaben hatten und wie sich das auf das große, grüne, glühende Etwas in der Mitte des Raumes auswirkte. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was das überhaupt war und worum es in diesem Projekt überhaupt ging, doch es war, auch wenn man all das nicht wusste, sehr spannend. Es war so grün wie die Natur selbst, es glitzerte so schön wie das Meer bei einem Sonnenaufgang und immerzu funkelte es so hell wie der hellste Stern des Universums!


Langsam passierte auch etwas. Es wurde immer wieder größer und dann wieder kleiner. So wie Wellen. Ich fühlte irgendwie, dass es stärker wurde, als ob es ein Bewusstsein hätte. Aber das konnte doch nicht sein? Auf einmal riss mich ein rotes Licht und diese schrecklich lauten Töne aus meinen Gedanken. War das ein Alarm und wenn ja war er wichtig für mich oder nur eine Probe? Doch die Wissenschaftler schienen beunruhigt. Also packte ich schnell meine Sachen zusammen und nahm meinen Rucksack. Doch so oft ich auch versuchte die Tür zu öffnen, es klappte nicht. Ich wusste nicht mal, wie sie genau zu öffnen war, sie hatte einen so komischen Griff. Da sah ich meine Mutter auf die Tür zu kommen. Sie sah entsetzt und ängstlich aus. Durch eine kleine Luke in der Tür versuchte sie mich zu beruhigen: „Keine Angst, bleib ruhig, ich hole dich hier raus und dann musst du so schnell wie möglich laufen. Lauf so weit weg wie nur möglich und vergiss uns bitte, bis du in Sicherheit bist!" „Aber was ist hier überhaupt los?", fragte ich mit panischer Stimme. Mir kamen schon die Tränen, weil ich wusste, was meine Mutter damit meinte. „Ich werde euch doch nicht einfach hier lassen", schrie ich! Doch als sie die Tür endlich offen hatte, kam mein Vater und flüsterte meiner Mutter etwas ins Ohr. Was das genau war, weiß ich bis heute nicht, aber meine Mutter handelte schnell und schubste mich ohne ein Wort wieder zurück in die Kapsel. Ehe ich mich versah gab es eine Art Explosion, und eine gewaltige Schallwelle folgte. Das Glas der Kapsel zersprang, und es ging alles so schnell! Ich sah nur noch, wie meine Mutter zu Boden sank. Ich rannte zu ihr und merkte schon, dass auch mir leicht schummrig wurde. Ich hörte meine Mutter etwas flüstern. Ich bückte mich zu ihr. „Egal, wo du dann bist, egal wer du dann bist und egal, wie du dich dann verändert hast, ich weiß, du wirst die Wahrheit finden, denn du bist stark, und dafür lieben wir dich!" Das waren die letzten Worte, die ich von meiner Mutter hörte. Ich fing an zu weinen, doch dann merkte ich, dass mir schwindelig wurde, und auch ich fiel zu Boden. Das letzte, was ich sah, war ein grün schimmerndes Licht, das sich um mich legte. Dann wurde alles schwarz!


Als ich wieder zu mir kam lag ich in einer Pfütze und die Sonne kitzelte in meinem Gesicht. Vor mir war eine wunderschöne Blüte. Ich glaube, es war eine Seerose. Ich sah mich um, und überall, wo ich hinsah war Natur und Leben. Das ganze Labor war zerstört und im Chaos, doch es war auch wunderschön. Alles war mit Pflanzen überwuchert. Die meisten kannte ich nicht einmal. Dort, wo das Experiment gewesen war, stand nun ein riesengroßer, majestätischer Baum, der mindestens so groß wie das gesamte Haus war. Seine Wurzeln wuchsen fast überall. Mir fiel langsam alles wieder ein, und ich schaute mich nach anderen um, doch ich fand keinen, nicht einmal meine Mutter. Ich wusste ja nicht, wie lange ich bewusstlos gewesen war, doch wenn sie vor mir wach geworden wären, hätten sie mich doch mitgenommen? Ich hatte keinen Plan, wusste nicht wo ich war, was ich tun sollte und am schlimmsten: Ich war allein! Dachte ich zumindest. Da fiel mir ein: Was war eigentlich passiert? Und was war mit dem Rest der Stadt? Ich holte schnell meine Sachen. Sie waren zum Glück noch dort, wo ich sie hingestellt hatte. Ich holte alles Unwichtige raus und schaute mich nach nützlichen Gegenständen um. Dann war ich bereit. Auch im Rest des Gebäudes waren keine Leute, und als ich endlich am Ausgang war sah ich zum ersten Mal die Stadt. Als ich heraus trat war ich sprachlos! Ich schaute mich um und fand mich wieder in der neuen Welt!






Kapitel 2: Das erste Abenteuer




Das erste Abenteuer



Irgendwie war mir komisch, ob das an meinen Gefühlen oder meiner Lage lag wusste ich nicht. Wahrscheinlich war es alles zusammen. Doch ich musste mich erinnern! Was hatte meine Mutter noch mal zu mir gesagt? Ich setzte mich auf eine Bank, die vor dem Gebäude stand. Ein Sonnenstrahl berührte meine Hand. Da fiel es mir wieder ein. Sie meinte, ich würde die Wahrheit finden. Doch wie und worüber überhaupt? Langsam kamen die Erinnerungen zurück und mit ihnen auch die Tränen. Doch ich musste stark bleiben. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und fing an zu überlegen, was ich nun tun sollte. Ich holte mein Handy aus der Tasche. Wie erwartet war das Display gesplittet, aber nach ein paar Versuchen ging es an. Ich schaute aufs Display: Der Akku hatte wohl einen Schaden erlitten und hatte nur noch 15 Prozent. Ich hatte keinen Empfang, wahrscheinlich waren alle Masten kaputt, und schon nach wenigen Sekunden fing das Display auch noch an zu flackern. Ich machte es schnell aus, um im Notfall was auch immer zu machen.


Ich packte das Handy wieder in meinen Rucksack und schaute in die Sonnen überflutete und vollkommen überwucherte Stadt. Doch wenn ich die Wahrheit finde, kann ich das Experiment vielleicht rückgängig machen und meine Eltern und alle Anderen würden wiederkommen, wo immer sie auch sein mochten. Viele Gedanken waren in meinem Kopf, doch das war der eine, der größte, der wichtigste. Aber wahrscheinlich war all das Wunschdenken, oder doch nur ein Traum? Egal was es war, ich musste etwas tun.


Mein erster Stopp auf meinem Weg zur Wahrheit war mein Zuhause, wo ich mich noch ein wenig besser vorbereiten wollte. Auf dem Weg dorthin betrachtete ich erstaunt die Pflanzen, die nun überall wuchsen. Kurz vor meiner Tür dachte ich noch mal über etwas nach: Dafür dass meine Eltern mir nicht mal zugetraut hatten alleine nach Hause zu gehen, was nun wirklich alber war, immerhin war ich 14, war das alles hier eine Nummer zu groß für mich. Vielleicht auch zwei? Auch wenn ich versuchte mich durchgehend abzulenken, konnte ich nicht abstreiten, dass ich Angst hatte.. Doch trotz meiner dem Sturm aus Gedanken, Ängsten, Wünschen und Hoffnungen, öffnete ich die Tür zu meinem Haus. Zum Glück hatte ich noch den Schlüssel in meinem Rucksack, den ich wie immer aus Vorsicht eingepackt hatte. Meine Hand zitterte leicht als ich ihn im Schloss drehte, mit einem leisen Kwietschen öffnete sich die Tür. Eigentlich wollten meine Eltern und ich sie deswegen noch reparieren, aber das machte diesen Moment nicht weniger unheimlich. Als ich sie wieder hinter mir schloss, merkte ich nicht, dass ein Schatten um das benachbarte Haus schlich. Ich ging als erstes in mein Zimmer und zog mir ein wärmeres und, wie soll ich sagen, passenderes Outfit an. Eine schwarze Thermoleggins, ein passend dazu schwarzes Thermoshirt und eine Notfall-Ausrüstung, die ich mir notdürftig in meinen Rucksack packte. Dort drin war etwas zu Essen, was erstaunlicher Weise komplett normal erschien, und Trinken, mein Schnitzmesser, eine kurzfristig zusammengestellte Campingausrüstung und ein paar vielleicht nützliche Kleinigkeiten. Ich fühlte mich zwar nicht bereit, aber ich musste es einfach sein, doch wofür überhaupt? Ich hatte keine Ahnung, was mich dort draußen noch alles erwarten würde, außerdem was ich ganz alleine. Schnell versuchte ich mich von meinen Gedanken abzulenken. Ich sah aus meinem Fenster und mein Blick fiel auf meine kleine Topfpflanze, die auf meiner Fensterbank stand. Sie war vertrocknet. „Ach du arme, alles dort draußen ist so grün und wächst heran. Vielleicht kommst du ja wieder zu dir, wenn ich dir noch etwas Wasser gebe?“ Es war albern, dass ich mit einer vertrockneten Topfpflanze sprach, aber es lenkte mich etwas von meiner Gesamtsituation ab. Also Nahm in die Pflanze in die Hand und in diesem Moment, wurde der Stängel und die Blätter wieder grün und die kleine Blume richtete sich langsam wieder auf. Die Blüte schoss empor und wurde so rot, wie an dem Tag, als ich sie gekauft hatte. Im ersten Moment erschrak ich so sehr, dass ich den Topf fallen ließ. Meine Hände leuchteten kurz grün auf, aber dann war wieder alles ruhig. Doch als ich nach der Blume schauen wollte, die ein Stück gerollt war, war sie wieder so wie ich sie gefunden hatte: Vertrocknet. Also war es wohl doch nur Einbildung? Ich nahm vorsichtig den Topf, der zum Glück keinen Schaden erlitten hatte, vom Boden und stellte ihn mit der Blume wieder auf die Fensterbank zurück. „Verliere ich jetzt auch noch den Verstand?“



Als ich aus dem Fenster in unseren Garten blickte, sah ich einen Schatten durch den Garten auf unser Haus zulaufen, und ich war mir sicher, dass er von einem Menschen stammte. Ich bekam eine Gänsehaut. Meinen Rucksack hatte ich zum Glück mit in mein Zimmer genommen, so konnte ich ihn mir direkt schnappen und musste nicht nach ihm suchen. Außerdem nahm ich noch einen größeren Stock, den ich zum schnitzen in meinem Zimmer lagerte, für meine Verteidigung, gegen das was dort unten rum schlich. Ich wusste ja nicht, wer oder was das war. Vielleicht war es meine Mutter oder jemand anderes aus dem Labor, der mir erklären konnte was hier geschah? Doch wenn nicht, war ja die Frage, wer hier sonst herum schleichen sollte und warum überhaupt? Ich hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, was mit den ganzen Tieren geschehen war. Was war wenn sie sich auch verändert hatten? „Okay, egal was das auch sein mag, ich bin bewaffnet und kann mich wehren!“ Dachte ich zumindest. Also machte ich mich langsam und leise auf den Weg runter, in den Garten. Doch als ich die Treppe hinunter schlich, knarzte sie auf einmal schrecklich laut! Ich erschrak kurz. Doch nachdem ich begriffen hatte, dass es nur ein normales Knarzen einer Treppe war, ging ich langsam weiter. Im ins gesamten waren meine Nerven im Moment ziemlich angespannt. In der Küche angekommen, schaute ich aus dem Fenster und sah: Rein gar nichts! Aber ich war mir so sicher, dass ich etwas gesehen hatte. Da hörte ich plötzlich aus dem Wohnzimmer ein Scheppern, was so klang als wäre etwas runter gefallen. War der Schatten etwa im Haus? Ich ging zur Tür, die in den Garten führte - sie war ein kleines Stückchen geöffnet. Die Öffnung war gerade so weit, dass ich durch gepasst hätte. Also ging ich leise weiter ins Wohnzimmer. Ich merkte, dass meine Hände zitterten. Ich hatte Angst. Im Wohnzimmer sah ich, dass irgendetwas anders war. Die Stifte auf dem Tisch waren herunter gefallen, und mein Block lag daneben. Ich sah mich um und rief mit zitternder Stimme: „Wer ist da?“ Ich hörte ein Geräusch, was von hinter dem Sofa kam. Das war mir nun wirklich zu viel! Ich rannte, ich rannte so schnell mich meine Beine nur tragen konnten. Ich riss die Tür auf und rannte die Straße hinunter. Da hörte ich jemanden hinter mir rufen: „Warte! Ich will nur mit dir reden, ich will dir nichts tun!“ Vorsichtig wurde ich langsamer, bis ich stehen blieb. Ich drehte mich um. Hinter mir stand das rothaarige Mädchen aus dem Labor und blickte mich nett, vorsichtig und vollkommen außer Atem an.


Irgendwie war mir komisch, ob das an meinen Gefühlen oder meiner Lage lag wusste ich nicht. Wahrscheinlich war es alles zusammen. Doch ich musste mich erinnern! Was hatte meine Mutter noch mal zu mir gesagt? Ich setzte mich auf eine Bank, die vor dem Gebäude stand. Ein Sonnenstrahl berührte meine Hand. Da fiel es mir wieder ein. Sie meinte, ich würde die Wahrheit finden. Doch wie und worüber überhaupt? Langsam kamen die Erinnerungen zurück und mit ihnen auch die Tränen. Doch ich musste stark bleiben. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und fing an zu überlegen, was ich nun tun sollte. Ich holte mein Handy aus der Tasche. Wie erwartet war das Display gesplittet, aber nach ein paar Versuchen ging es an. Ich schaute aufs Display: Der Akku hatte wohl einen Schaden erlitten und hatte nur noch 15 Prozent. Ich hatte keinen Empfang, wahrscheinlich waren alle Masten kaputt, und schon nach wenigen Sekunden fing das Display auch noch an zu flackern. Ich machte es schnell aus, um im Notfall was auch immer zu machen.


Ich packte das Handy wieder in meinen Rucksack und schaute in die sonnenüberflutete und vollkommen überwucherte Stadt. Doch wenn ich die Wahrheit finde, kann ich das Experiment vielleicht rückgängig machen und meine Eltern und alle Anderen würden wiederkommen, wo immer sie auch sein mögen. Viele Gedanken waren in meinem Kopf, doch das war der eine, der größte, der wichtigste. Aber wahrscheinlich war all das Wunschdenken, oder doch nur ein Traum? Egal was es war, ich musste etwas tun.


Mein erster Stopp auf meinem Weg zur Wahrheit war mein Zuhause, wo ich mich noch ein wenig besser vorbereiten wollte. Auf dem Weg dorthin betrachtete ich erstaunt die Pflanzen, die nun überall wuchsen. Kurz vor meiner Tür dachte ich noch mal über etwas nach: Dafür dass meine Eltern mir nicht mal zugetraut hatten alleine nach Hause zu gehen, war dieses Abenteuer sogar für mich gruselig. Doch trotz meiner Angst öffnete ich die Tür. Als ich sie wieder schloss merkte ich nicht, dass ein Schatten um das benachbarte Haus schlich. Ich ging als erstes in mein Zimmer und zog mir ein wärmeres und, wie soll ich sagen, passenderes Outfit an. Eine schwarze Thermoleggins, ein passend dazu schwarzes Thermoshirt und eine Notfall-Ausrüstung, die ich mir notdürftig in meinen Rucksack packte. Dort drin war etwas zu Essen und Trinken, mein Schnitzmesser und meine Campingausrüstung und ein paar vielleicht nützliche Kleinigkeiten. Ich fühlte mich zwar bereit, doch wusste ich eben nicht wofür? Ich sah aus meinem Fenster und mein Blick fiel auf meine kleine Topfpflanze, die auf meiner Fensterbank stand. Sie war vertrocknet, und als ich sie berührte, um ihr Wasser zu geben, wuchs sie und wurde wieder grün. Die Blüte schoss empor und wurde so rot wie an dem Tag, als ich sie gekauft hatte. Im ersten Moment erschrak ich so sehr, dass ich den Topf fallen ließ. Meine Hände leuchteten kurz grün auf, aber dann war wieder alles ruhig. Doch als ich nach der Blume schauen wollte, die ein Stück gerollt war, war sie wieder so wie ich sie gefunden hatte. Also war es wohl doch nur Einbildung? Ich nahm vorsichtig den Topf, der zum Glück keinen Schaden erlitten hatte, vom Boden und stellte ihn mit der Blume wieder auf die Fensterbank zurück.


Als ich aus dem Fenster in unseren Garten blickte, sah ich einen Schatten durch den Garten auf unser Haus zulaufen, und ich war mir sicher, dass er von einem Menschen stammte. Ich bekam eine Gänsehaut. Meinen Rucksack hatte ich zum Glück mit in mein Zimmer genommen, so konnte ich ihn mir direkt schnappen und musste nicht nach ihm suchen. Außerdem nahm ich noch einen größeren Stock mit, den ich zum schnitzen in meinem Zimmer lagerte, für meine Verteidigung, gegen das was dort unten rum schlich. Ich wusste ja nicht, wer oder was das war. Vielleicht war es meine Mutter oder jemand anderes aus dem Labor, der mir erklären konnte was hier geschah? Doch wenn nicht war ja die Frage, wer hier sonst herum schleichen sollte und warum überhaupt? Ich hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, was mit den ganzen Tieren geschehen war. Was war wenn sie sich auch verändert hatten? „Doch egal, was das auch sein mag, ich bin bewaffnet und kann mich wehren!“ Denke ich zumindest. Also machte ich mich langsam und leise auf den Weg runter in den Garten. Doch als ich die Treppe hinunter schlich, knarzte sie auf einmal schrecklich! Ich erschrak und zuckte zusammen. Ich ging langsam weiter, und in der Küche angekommen schaute ich aus dem Fenster und sah rein gar nichts! Aber ich war mir so sicher, dass ich etwas gesehen hatte. Da hörte ich plötzlich aus dem Wohnzimmer ein Scheppern, was so klang als wäre etwas runter gefallen. War der Schatten etwa im Haus? Ich ging zur Tür, die in den Garten führte - sie war ein kleines Stückchen geöffnet. Die Öffnung war gerade so weit, dass ich durch gepasst hätte. Also ging ich leise weiter ins Wohnzimmer. Ich merkte, dass meine Hände zitterten. Ich hatte Angst. Im Wohnzimmer angekommen sah ich, dass irgend etwas anders war. Die Stifte auf dem Tisch waren herunter gefallen, und mein Block lag daneben. Ich sah mich um und rief mit ängstlicher Stimme: „Wer ist da?“ Ich hörte ein Geräusch, was von hinter dem Sofa kam. Das war mir nun wirklich zu viel! Ich rannte, ich rannte so schnell mich meine Beine nur tragen konnten. Ich riss die Tür auf und rannte die Straße hinunter. Da hörte ich jemanden hinter mir rufen: „Warte! Ich brauche deine Hilfe, ich will dir nichts tun!“ Langsam blieb ich stehen und verstand. Ich drehte mich um. Hinter mir stand das rothaarige Mädchen aus dem Labor und blickte mich nett, aber vollkommen außer Atem an.



Kapitel 3: Eine neue Bekanntschaft



Ich blickte sie verwundert an. „Danke fürs anhalten. Ich muss mit dir über einiges reden.“ Ich hatte keine Ahnung, was damit nun wieder gemeint war? „Ich bin übrigens Mary, Mary Amira Logel.“ Ich stotterte zurück: „M-mein Name ist Terani Tai, du kannst mich aber auch Tera nennen. D-das ist“, ich war auch völlig außer Atem, „mein Spitzname“. Da redete diese Mary auch schon wieder weiter, dabei wusste ich noch nicht einmal worum es ging.


„Ich habe keine Ahnung, was hier los ist“, sie stockte kurz und schaute mich an, „und ich glaube du auch nicht. Ich war heute, oder wann auch immer, auch im Labor, und als ich aufgewacht bin habe ich dich gesehen, wie du durchs Gebäude läufst. Da bin ich dir gefolgt.“ „Okay, lass uns alles bei mir zu Hause besprechen. Ich bin zu fertig um das alles stehend, auf einer überwachsenen, leeren Straße zu besprechen!“ Wir gingen wieder zurück und setzen uns in die Küche. „Also noch mal ganz von Anfang an, du bist real und das ist kein Traum?“ fing ich an. „Das gleiche könnte ich dich fragen.“ „Okay, dann einigen wir uns eben darauf, dass wir beide real sind und dass das hier eine echte Situation ist.“ Wir fingen an zu lachen. Mary war eigentlich ganz nett, auch wenn ich sie erst seit wenigen Minuten kannte. „Wir müssen irgendwie herausfinden wie das Experiment rückgängig zu machen ist. Dann kommen die Anderen vielleicht auch zurück“, sagte Mary schnell. „Genau das war auch mein Plan. Ich habe nämlich keine andere Idee, was ich in einer solchen Lage tun soll!“ Ich musste schmunzeln und schaute zu Mary: „Du scheinst die ganze Zeit so voller Mut und so selbstbewusst, wie machst du das nur?“ „Oh, glaub mir, das bin ich ganz und gar nicht! Eigentlich habe ich total Panik, aber ich bin halt sehr positiv.“ Ich wollte ihr erst mal nichts von meiner Mutter und dem grünen Licht erzählen. Auch wenn Mary nett erschien, wusste ich nicht ob ich ihr vertrauen konnte? Es war schon auffällig, dass sie die einzige war, die mit mir aufgewacht war. Aber alleine wollte ich auch nicht in diese Welt raus gehen. „Also wenn wir beide das gleiche Ziel haben und beide hier alleine sind, könnten wir uns ja einfach zusammenschließen?“ „Genau deswegen bin ich dir gefolgt“, erwiderte Mary. „Aber was wollen wir jetzt überhaupt machen?“ fragte ich. „Um groß etwas zu machen ist es heute zu spät, aber morgen können wir weiter überlegen.“ „Das klingt nach einem guten Plan, aber woher weißt du wie spät wir haben?“ „Schau doch mal raus.“ Der Mond war schon zu sehen und es dämmerte bald. „ Okay, ich verstehe, wir können hier bei mir schlafen. In meinem Zimmer ist genug Platz für uns beide“, antwortete ich. „Danke für die Einladung. Meinen Rucksack habe ich im Wohnzimmer gelassen, warte kurz ich hole ihn schnell.“ Als sie wieder zurück kam, sah sie besorgt aus. „Ist was los?“ fragte ich sie. „Oh, hast du was gesagt? Tut mir leid, ich war kurz abgelenkt. Wir sollten hoffen, dass das Wetter wieder besser wird. Es stürmt ganz schön heftig, und bei einem solchen Wetter sollten wir nicht raus gehen. Aber ich schätze im Haus sind wir sicher. Also lass uns nach oben gehen.“ Sie ging vor und kam mir vor, als wäre sie ein anderer Mensch, nicht die Mary, die ich heute kennengelernt hatte. Sie sah auch irgendwie verändert aus, doch mir wollte einfach nicht in den Kopf was es war.



In der Nacht wachte ich immer wieder auf und konnte nicht schlafen. Mary jedoch schlief anscheinend ohne auch nur einmal zu zucken. Das Gewitter stürmte, und der Wind brauste immer wieder gegen das Fenster. Irgendwann war ich so in Gedanken verloren, dass ich nach einer Weile einfach einschlief. Doch meine vielen Fragen schossen mir, in meinen Träumen, immer wieder durch den Kopf. Was war geschehen und was hatte das mit dem Experiment und dem Verschwinden meiner Eltern zu tun, oder eher dem Verschwinden aller? Und wie hängt das damit zusammen, dass Mary die einzige ist, die mit mir aufgewacht ist? Bin ich in einem Paralleluniversum oder ist das die reale Welt? Aber wie wäre das, was hier passiert, dann möglich? Doch die wichtigste war: Wie kann ich all das rückgängig machen, und ist das überhaupt möglich? Auf all diese Fragen, und noch so viele mehr, hatte ich keine Antwort.



Am nächsten Morgen war der Sturm vorbei, doch es war bewölkt, und alles war vom Regen nass. Durch ein Wolkenloch schoss ein Sonnenstrahl, der sich in einem nassen Spinnennetz spiegelte. Als ich aufwachte, schaute ich neben mich, Mary war nirgends zu sehen. Ich schreckte hoch! Wo war sie, hatte sie etwas angestellt? Sehen konnte ich sie nicht, auch Geräusche waren nicht zu hören. Ihr Rucksack war nicht mehr hier, und ihr Bett war so hergerichtet als wäre nie jemand hier gewesen. Ich zog mich so schnell ich nur konnte an und nahm meine Tasche. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete, schoss mir ein leckerer Geruch in die Nase. Dieser kam aus der Küche. Ich ging die Treppe runter und sah Mary in der Küche stehen. Der Tisch war gedeckt und ein Teller, mit duftenden Pancakes, stand auf dem Tisch. Dann drehte sie sich um und lächelte mich an. „Und? Hast du gut geschlafen? Setz dich ruhig hin, ich habe Pancakes gemacht.“ „Morgen Mary“, antwortete ich in einer Mischung aus Freude und Erstaunen, „ Wie hast du Pancakes gemacht?“ „Ich kenne ein gutes Rezept“, erwiderte sie lachend, „keine Ahnung das ganze Essen war gut, nichts dran und na ja, ich hatte hunger und du hast noch geschlafen, aber wenn du deinen Teller nicht willst. Ich nehme ihn gerne.“ „So habe ich das nicht gemeint! Aber du hast recht, wir sollten uns stärken und es riecht wirklich gut“, ich musste ebenfalls lachen. Wir setzten uns an den Tisch. Wäre nicht gerade eine Art Apokalypse, könnte das hier ein wirklich schönes Frühstück sein. Aber meine Gedanken schwankten ständig zu meinen Eltern, zum Glück schien Mary das zu merken und verwickelte mich in ein Gespräch. Ich fassten neuen Mut, wir konnten das schaffen!




Ich hoffe der Anfang meiner Geschichte hat dir gefallen, wenn ja
bleib dran, bald geht es weiter...
Bild: CC0 Unsplash

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