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Lüge, Traum und Wirklichkeit

Aktualisiert: 16. Juni

Eine Kurzgeschichte von Lüge, Traum und Wirklichkeit

von Sascha und Luise



Bild: CC BY-SA 4.0 francescoch

Bist du wach?

Du merkst, dass du wach bist. Und gleichzeitig kannst du dich nicht ganz aus dem Schlaf reißen. Das Bett, auf dem du liegst, ist weich, und dennoch hast du Rückenschmerzen, als hättest du die ganze Nacht auf dem Boden gelegen. Nacht? ist es denn überhaupt schon Tag?, fragst du dich. Du weißt es nicht.

Die Sonne brennt auf deinem Gesicht, obwohl die Vorhänge vorgezogen sind, und dahinter siehst du nur einen grauen Himmel. Ist das nicht ein herrliches Wetter? Heute wird bestimmt ein schöner Tag! Doch plötzlich macht sich in deinem Magen eine Schwere breit, dein Körper fühlt sich plötzlich ganz fremd an, so als wäre er nicht dein eigener. So, als hätte dir jemand eine Hülle übergestülpt und dein Bewusstsein hineingezwängt.



Bild: CC BY-SA 4.0 von bestdesigns
Im Kinderzimmer

Mit schweren Augenlidern und doch hellwach, schaust du dich langsam in dem Zimmer um. Es ist dein Kinderzimmer – einfaches Bett, weiße Schränke und noch die gleiche Tapete wie früher. Es ist dein Kinderzimmer, aber aus einer Kindheit, die du nie gehabt hast.

Hier ist jemand aufgewachsen, den du kennst, den du nachempfinden kannst, aber Erinnerungen an diese Person oder diese Zeit hast du keine.

Kisten und Umzugskartons mit einer dicken Staubschicht stehen um dich herum im Raum verteilt, und es fühlt sich so an, als müsstest du gehen. Diesen Ort verlassen mit einem Gefühl der Trauer und Sehnsucht, obwohl du nicht lange hier gewesen bist.



Bild: CC BY-SA 4.0/Viroj_Supornpradit
Was passiert hier gerade?

„Guten Morgen, Lina. Ist es nicht ein schöner Tag?“, fragt eine monotone Stimme in den Raum hinein. Wer war das? Wer hat da gerade gesprochen? Plötzlich bekommst du keine Luft. Etwas Großes und sehr Schweres scheint dich zu erdrücken. Deine Beine geben unter dir nach und es wirkt, als würde der Boden deine Füße verschlucken, als würde er sie in sich aufnehmen. Gleichzeitig dehnt sich und streckt sich der Raum um dich herum in deinen Augen. Die Kisten und Kartons ziehen sich in die Länge wie Zylinder, die Zimmerdecke wird höher und immer höher, 30, 40 Meter und reißt auf und dahinter ist – nichts.

Du schließt die Augen und als du sie wieder öffnest, stehst du plötzlich wieder im dem kleinen Raum mit den weißen Schränken und den Kartons und Kisten und die Vorhänge sind immer noch vorgezogen und der Himmel ist immer noch grau.

Was passiert hier gerade? Und überhaupt...Lina…?

Mein Name ist doch Sascha?

Bin ich im falschen Film? Spielen meine Augen mir gerade einen Streich?

Dann ist da ein Bum, bum, bum. Ein Tap, tap, gefolgt von einem schlurfenden Stampfen. Schritte, und sie sind ganz nah.

Das Geräusch holt dich aus deinen Gedanken zurück in die Realität. Aber was ist schon Realität? Ein Traum ist für kurze Zeit für dich Realität.

Dein tägliches Leben ist für dich Realität.



Traumrealität

Aber was ist das, was hier gerade passiert? Eine Traumrealität oder doch tatsächlich dein wahres Leben, was hier gerade passiert, aber das würde bedeuten, dass dein bisheriges Leben nur ein Traum war.

Kann das überhaupt sein? – das weißt du leider nicht.

Die Schritte kommen langsam näher. In Zeitlupe und wie durch Watte hörst du das dröhnende Geräusch. Schwer, bedrohlich. Und doch leicht, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Als gehörten die Schritte hier irgendwie hin und auch wieder nicht, und nur bist diejenige, die nicht in dieses Zimmer passt.

Ein Schritt nach dem anderen. Was sollst du tun? Machst du dich auf einen Angriff gefasst oder versteckst du dich? Egal, es bleibt dir keine Zeit mehr. Noch bevor dein Gedanke abgeschlossen ist, klickt das Türschloss. Die Klinge biegt sich langsam nach unten… 3, 2, 1, –Völlig schweißgebadet wachst du in deinem Bett auf und brauchst ein paar Sekunden, damit dir klar wird, das alles nur ein Traum war. Und doch liegt dir die Schwere noch im Magen und der Klang der Schritte hallt in deinem Kopf nach.

Es war alles nur ein Traum und trotzdem fühlte er sich viel zu real an.

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