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Wie kann Sprache Hass provozieren?

Aktualisiert: 16. Juni

von Franziska, Klara, Jule, Johanna, Lilly (Q1)




Illustration von Lilly Brüggemann


Hate Speech: ein relevantes Thema?

Hate Speech. Dieser Begriff taucht in letzter Zeit immer häufiger auf, besonders in Verbindung mit den digitalen Medien. Aber was bedeutet Hate Speech eigentlich? Und was macht sie ein relevantes Thema?

48% der Jugendlichen sind schon mit Hate Speech in Berührung gekommen...

48% der Jugendlichen geben in repräsentativen Umfragen an, schon mit Hate Speech in Kontakt gekommen zu sein, denn besonders durch das Internet ist die Hemmschwelle für persönliche Beleidigung Anderer deutlich niedriger. Von überall ist es, ohne großen Aufwand, anonym möglich jedem seine Meinung mitzuteilen. Bei Hate Speech handelt es sich nochmal um eine besonders schädliche Art der Beleidigung, denn hier wird das Individuum mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit angegriffen. Generell lassen sich die Täter in zwei verschiedene Arten kategorisieren: Sogenannte "Trolle" möchten Konflikt erzeugen und irritieren, während "Glaubenskrieger" ihre "Wahrheit" verbreiten möchten und fest überzeugt von dieser sind. Tatsächlich kann es sich bei Hate Speech um eine Straftat handeln, aber meist ist es schwierig die Grenzen genau zu definieren, da sie fließend sind. Meinungsfreiheit findet ihre Grenze bei der Verletzung der individuellen Menschlichen Würde oder Volksverhetzung.




'Trolle' möchten Konflikt erzeugen und irritieren, während 'Glaubenskrieger' ihre 'Wahrheit' verbreiten...

Hate Speech kann uns in Form von Kommentaren, Bildern, Videos oder Textbeiträgen begegnen. Meist weist Hate Speech bestimmte Merkmale auf, durch die sie einfach durchschaubar ist: Sie greift oft uninformierte Vorurteile oder Stereotypen über die herabgesetzte Personengruppe auf, somit ist sie mit Fake News eng verbunden. Außerdem sind diese Verallgemeinerungen auch häufig als Humor getarnt und nutzten eine Wir-/Die-Mentalität, die das Opfer noch weiter entfremden soll. Ein weiterer Aspekt, der häufig aufzufinden ist und Experten Sorgen bereitet, ist der Aufruf oder die Befürwortung von Gewalt gegenüber den Opfern der Beleidigung.

Hate Speech bezeichnet also die Abwertung Anderer durch gruppenbezogene Diskriminierung und ist besonders auf Grund des häufig verbundenen Aufrufs zur Gewalt schädlich.


Bild: CC0 Unsplash


Wie funktioniert Beeinflussung durch Sprache?

Wie bereits erwähnt, kann die Sprache uns sehr oft stärker beeinflussen und treffen, als man denkt. Aber wie genau findet dies statt?

Ein wichtiger Punkt ist hier das System vom Framing. Framing beschreibt das Phänomen, wenn durch Worte ein ganzes Kopfkino entsteht. Ein Beispiel ist das einzelne Wort „Flüchtlingswelle“, welches z.B. auch von Seiten der AfD vermehrt benutzt wurde.

Zudem zeigt ein wissenschaftlicher Test, welcher im Sprachlabor der FU Berlin unter Leitung des Naturwissenschaftlers Friedemann Pulvermüller durchgeführt wurde, dass Sprache im Gehirn verarbeitet wird und dabei unbewusste Handlungsmuster hervorruft. Also bewirkt allein das Hören bzw. Schreiben von Wörtern z. B. Drohungen eine unbewusste Simulation vom Gefühl, welches beim Ausführen der beschriebenen Tat entstehen würde.

Hate Speech schafft Gemeinschaften...

Hate Speech erschafft Gemeinschaften. Finden sich mehrere Personen mit der selben gereizten Einstellung zum selben Thema zusammen, wird deren Meinung und der damit verbundene Ausschluss von andersdenkenden bestärkt. Ihre Dialogbereitschaft wird dabei verringert.

Das Gehirn nimmt diese Beschimpfungen und Beleidigungen teilweise immer noch so auf, als würde eine echte Person vor ihr stehen...
Kein Name, kein Alter, kein Bild, nur eine Person am Bildschirm...

Auch durch die immerzu wachsende Benutzung von sozialen Medien wird die Möglichkeit, Hate Speech zu verbreiten immer unkomplizierter und schneller möglich. Jeder kann inzwischen auf diversen sozialen Plattformen anonym Kommentare schreiben ohne irgendwelche Daten von einem selbst preiszugeben. Kein Name, kein Alter, kein Bild, nur eine Person am Bildschirm. Die Person, an die diese Nachrichten dann wiederum gerichtet sind, kann durch diese Worte stark verletzt werden, da das Gehirn diese Beschimpfungen und Beleidigungen teilweise immer noch so aufnimmt wie als würde eine echte Person vor einem stehen und einem diese Dinge ins Gesicht sagen. Auch wenn auf der anderen Seite in Wirklichkeit vielleicht nur eine Person ist, die einen nicht einmal kennt, aus Langeweile diesen Kommentar geschrieben hat, sich aber nie trauen würde, diese Dinge jemandem in Angesicht zu Angesicht zu nennen.

Tägliche Morddrohungen sind inzwischen Normalität. Politiker, Influencer aber auch weniger bekannte Leute sind täglich Hate Speech ausgesetzt.

Somit sind Leute, die in der Öffentlichkeit stehen ständig dieser Art von Hate Speech ausgesetzt. Für Journalisten sind tägliche Morddrohungen inzwischen Normalität. Politiker, Influencer aber auch weniger bekannte Leute sind täglich Hate Speech ausgesetzt. Doch auch dies sind nur Beispiele. Hate Speech ist nun mal in der heutigen Zeit ein ernstzunehmendes Problem, welches bewiesenermaßen durch verschiedene Taktiken Menschen beeinflusst und verletzt.


Bild: CC0 Unsplash


Wer ist von Hate Speech betroffen?

Im Prinzip kann jede Kleinigkeit ein Auslöser für Hate Speech sein.

Hate Speech richtet sich gegen bestimmte Personengruppen oder gegen Einzelpersonen. Meistens bezieht sich der Hate auf die Identität der Person, auf eine Religion der die Person angehört (Antisemitismus, anti muslimischer Rassismus), auf die Herkunft (Antiziganismus, Rassismus), die Geschlechteridentität (Sexismus, Anti LGBTQIA+), die sexuelle Orientierung (Anti LGBTQIA+) oder aber z.B. auch auf äußerliche Auffälligkeiten, wie körperliche oder seelische/geistige Beeinträchtigung (Ableismus). Im Prinzip kann jede Kleinigkeit ein Auslöser für Hate Speech sein.

Du bist nicht Schuld. Der Täter ist das Problem in dem ganzen Konstrukt...

Das heißt auch, dass man theoretisch nie sicher ist, weil Hate Speech aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen kann. Wichtig ist aber, dass man sich davon nicht unterkriegen lässt. Ist man von Hate Speech betroffen, muss man stark sein und sich immer wieder vor Augen halten, wer hinter den Nachrichten steckt und versucht, dir damit Angst zu machen. Du bist nicht Schuld. Der Täter ist das Problem in dem ganzen Konstrukt, er versteht nicht, was er oder sie damit anrichtet und warum seine Hassnachrichten der absolut falsche Weg sind, seine Wut, Angst, Langeweile, sein Desinteresse oder seine Unwissenheit auszudrücken. Egal aus welchen Gründen er dich beleidigt oder bedroht, es ist auf keinen Fall deine Schuld und du darfst dich dadurch nicht entmutigen und einschüchtern lassen. Du bist so gut so wie du bist, egal zu welcher Religion, welchem Land, welchem Geschlecht und welcher sexuellen Orientierung du angehörst. Niemand hat das Recht, dich deshalb zu bedrohen und dir Hassnachrichten zu schreiben. Also lass dich nicht von irgendwelchen anonymen Leuten im Internet beeinflussen und sei, wer du bist.


Du bist so gut so wie du bist, egal zu welcher Religion, welchem Land, welchem Geschlecht und welcher sexuellen Orientierung du angehörst. Niemand hat das Recht, dich deshalb zu bedrohen und dir Hassnachrichten zu schreiben...
Bild: CC0 Unsplash

Auswirkungen auf betroffene Personen

Doch warum ist Hate Speech überhaupt so ein großes Problem? Sind die Auswirkungen auf die Opfer wirklich so gravierend?

Welche Auswirkungen Hate Speech auf ein Opfer hat, kommt natürlich darauf an, um welches Thema es dabei geht und wie die Person selbst darauf reagiert. Wir alle sind unterschiedlich und nehmen Hate Speech, in welcher Form auch immer, auch unterschiedlich auf. Handelt es sich um Cybermobbing, Cybergrooming oder Hetze gegen ganze Personengruppen? Das Bündnis gegen Cybermobbing veröffentlichte eine Studie, die die mental – gesundheitlichen Auswirkungen von Cybermobbing auf Opfern in den Jahren 2017 und 2020 vergleicht: Die Menge an Betroffenen nimmt deutlich zu. 20% mehr der Betroffenen geben an, Suizidgedanken zu haben. Bei Alkohol und Tablettenkonsum sind es sogar 30% mehr. Weitere Betroffene berichten von Essstörungen, Selbstzweifeln, Scham und einem verzerrten Selbstbild, besonders wenn sie von Bodyshaming betroffen sind. Doch auch wenn das Cybermobbing irgendwann vorbei ist, bleiben langfristige Folgen. Viele Opfer sind noch sehr lange anfällig für Angststörungen, Depressionen, Schlafstörungen und einem niedrigen Selbstwertgefühl.

Cybermobbing kann also schwerwiegende lebenslange Auswirkungen auf die Opfer haben.



Was kann dagegen getan werden?

Jeden trifft Hate Speech anders. Manche trifft es mehr und manche weniger. Wenn man also mit Hate Speech konfrontiert wird ist es wichtig, auf das eigene Gefühl zu hören und schnellst möglich eine andere Person zu finden, mit der man darüber sprechen kann. Ansonsten werden die Worte zu einer Last, die man darauf immer mit sich mit schleppen muss. Mit wem man dabei spricht, ist dann ganz die eigene Präferenz. Eine Idee wäre, mit Eltern, Freunden oder auch Vertrauenslehrern zu sprechen. Es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, wie z.B diese Websiten im Internet:

Je nach Stärke der Auswirkungen durch Hate Speech sollte auch professionelle Hilfe, z.B. durch einen Therapeuten oder Psychiater in Erwägung gezogen werden.

Wenn es online zu Mobbing kommt gibt es die Möglichkeit, Screenshots und Beweise zu sammeln und diese an ein Institut weiterzuleiten, welches den Autor strafrechtlich verfolgt.


Und was ist mit Cybergrooming

Doch online kommt es nicht nur zu Hate Speech, sondern auch zu Cybergrooming. Dieser Begriff beschreibt den Versuch von Personen im Internet, andere - vor allem Minderjährige - sexuell zu belästigen. Oft sind Merkmale erkennbar, wodurch man den Versuch von Cybergrooming erkennen kann. Die Person, die einen mit Cybergrooming konfrontiert, geht oft gezielt vor. Meistens wollen sie nicht ihre Identität preis geben, möchten jedoch Informationen über dich bekommen. Ab dem Zeitpunkt solltest du aufmerksam werden und die Situation genau im Auge behalten und einer Person über die Lage Bescheid geben. Weitere Merkmale einer Person, die Cybergrooming betreibt sind zum einen, dass diese dir Geschenke machen wollen oder sexuelle Anspielungen machen und zum anderen auch Bilder von dir wollen. Wenn du jedoch nicht die Forderungen erfüllst kann es zu Erpressungen kommen. Die erste Option wäre, deine Profileinstellungen zu ändern. Danach solltest du Beweise z.B in Form von Screenshots sammeln und dir eine vertrauenswürdige Person suchen, mit der du über das Problem reden und dich austauschen kannst.

Halte Beweise fest und wende dich an Personen, denen du vertraust.

Natürlich kann Cybergrooming und Hate Speech nicht komplett vermieden werden. Jedoch ist es auf jeden Fall wichtig, eine Verminderung anzustreben. Ein Ansatz wäre Workshops in Schulen anzubieten, in welchen ausführlich erklärt wird, was Hate Speech und Cybergrooming überhaupt ist und was es alles beinhaltet. Des Öfteren wird gar nicht oder viel zu oberflächlich auf Themen wie diese eingegangen. Es sollte also in Zukunft darauf geachtet werden, schon im geringeren Alter mehrmals das Thema Hate Speech und Cybergrooming anzusprechen.

Wir brauchen mehr professionelle ausserschulische psychologische Hilfe...

Ein weiterer Ansatz wäre, dafür zu sorgen, dass es in Schulen nicht nur einen VertrauenslehrerIn gibt, sondern mehrere Psychiater, die ebenfalls jederzeit von den SchülerInnen angesprochen und um Hilfe gebeten werden können. Als Ansprechpartner sollte zudem eine Person gewählt werden, der das Opfer vertraut. Bei Vertrauenslehrern in Schulen kann oft das Problem auftreten, dass SchülerInnen sich nicht wohl fühlen, über ihre Probleme offen gegenüber eines Lehrers zu reden.


Insgesamt ist zu sagen, dass das Thema Hate Speech/ Cybergrooming dringend in Angriff genommen werden muss. Es müssen weitere Lösungsvorschläge ermittelt und umgesetzt werden.


Anlaufstellen und Beistand bei Problemen mit Hate Speech

  • internet-beschwerdestelle.de Gemeinsam gegen rechtswidrige Inhalte im Internet

  • hassmelden.de Die zentrale Meldestelle für Hate Speech erstattet für Dich Anzeige und Du bleibst anonym

  • ichbinhier.eu Digitale Zivilcourage – Gemeinsam für eine bessere Diskussionskultur

  • meldestelle-respect.de Bundesweite Meldestelle für antidemokratische Vorfälle, Online-Hetze und antisemitische Vorfälle

  • hateaid.org Hilfsstelle für Betroffene, die emotionale Unterstützung, Sicherheitsberatung und Prozesskostenunterstützung bietet

  • hateaid.org/meldehelden-app App, die das Melden von digitaler Gewalt noch einfacher macht

if we would all act in real life the way we do online...



Illustriert von Lilly Brüggemann

Warum wir das Thema wichtig finden...

In diesem Artikel haben wir also aufgelistet, was Hate Speech im generellen Sinn ist, wie sie Menschen beeinflusst, was die Zielgruppen sind, welche Folgen sie für das Opfer nach sich zieht und was dagegen getan werden kann. Was wir jedoch nicht erklärt haben, ist, warum wir das Thema überhaupt wichtig finden. Warum ist es wichtig, wenn User732827 Lotte207 auf Instagram als "Fot**" bezeichnet? Ist doch nicht mein Problem! Das macht doch eh jeder! Wer weiß, vielleicht ist es ja auch nur als Spaß gemeint und zielt gar nicht darauf ab, du verletzen.

Und dennoch sehen wir diese Art von Sprache als Gefahr und Problem unserer aktuellen Gesellschaft und sind der Meinung, dass es durchaus relevant ist - um auf den Titel des Artikels zurückzukommen - über dieses Thema zu reden und Leuten klar zu machen, dass diese Art von Kommunikation langanhaltende Schäden bei Leuten hinterlässt und in keinem Fall witzig ist. Selbst wenn man mit Freunden und Freundinnen so redet, bekommen das umstehende Leute mit und fühlen sich angesprochen.

Dieses Thema betrifft fast jeden von uns. Jedoch wird kaum darüber gesprochen, geschweige denn in der Schule thematisiert...

Zudem betrifft dieses Thema fast jeden von uns. Jeder wurde schon einmal beleidigt und zu viele von uns wurden auch schon gemobbt. Dafür, dass dieses Problem also eigentlich so allgegenwärtig und normalisiert ist, wird jedoch kaum darüber gesprochen geschweige denn in der Schule thematisiert. Als diese Thema bei uns im Religionsunterricht spontan aufkam, zeigte sich auch wie viele hinter Beschimpfungen wie „Hure“, „Fot**“ oder „Nut**“ ein wirkliches Problem sahen.

Diese Art der Sprache ist inzwischen fast normal geworden, auch wenn sie es das eigentlich nicht sein sollte.

Diese Art der Sprache ist inzwischen fast normal geworden, auch wenn sie es das eigentlich nicht sein sollte.

Zudem wird diese Normalisierung von Hate Speech bereits im jungen Alter in Zukunft keinesfalls abnehmen, sondern noch mehr zunehmen, da zukünftig immer mehr Kinder immer früher Zugang zum Internet und sozialen Plattformen haben werden.

Das Thema Hate Speech wird also in Zukunft immer wichtiger werden.

Das Thema Hate Speech wird also in Zukunft immer wichtiger werden. Und wenn nicht genügend über das Thema aufgeklärt oder zumindest darüber gesprochen wird, dann wird dieser Umgangston, welcher Homophobie, Sexismus und Frauenfeindlichkeit in Massen beinhaltet, und damit auch die bereits aufgelisteten negativen Folgen immer mehr normalisiert werden.

Abschließend ist uns auch noch wichtig, an alle, die diesen Artikel lesen und regelmäßig ausgesetzt sind, zu sagen:

Es ist nicht deine Schuld! Du machst nichts falsch! Was auch immer dir gesagt wird, was du bist, was du falsch machst oder wie du aussiehst, versuch dich davon nicht unterkriegen zu lassen. Die Leute, die es nötig haben andere Menschen runter zu machen, nur um selber besser da zu stehen, sind erbärmlich und verdienen es nicht, beachtet zu werden! Hör nicht auf die. Such dir eine Person, der du vertraust und red darüber. Such dir Hilfe, wenn du brauchst. Es ist nie feige oder schwach, um Hilfe zu bitten. Du bist genau so wertvoll, wie alle anderen!


Bild: CC0 Unsplash

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