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„Man darf das Denken nicht auslagern“ – Ein Interview mit Ralph Caspers

  • 23. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Das Interview mit Ralph Caspers führten wir auf dem b° future festival Bonn (3. Oktober 2025)

Wie bringt man Kindern und Jugendlichen Wissen näher, ohne sie zu langweilen? Wie bleibt man neugierig, wenn man schon alles gefragt hat? Und was hält eigentlich der „Wissen-macht-Ah!“-Moderator Ralph Caspers von Künstlicher Intelligenz im Journalismus? Unsere Redaktion traf ihn beim b° future Festival in Bonn – zwischen Workshops, Presseterminen und Publikumsgesprächen – zu einem kurzen, aber intensiven Interview.


Von Rita, Sophie, Julian und Vera



 

Foto: R. Kacem
Foto: R. Kacem

Erste Frage – und gleich der Klassiker

Rita: Hallo! Wir sind die Schülerzeitung So.Wie?So! vom Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bonn und wir wollten gerne mit Ihnen ein Interview führen.Ich bin Rita aus der 8d.

Sophie: Ich bin Sophie aus der 8d.

Vera: Ich bin Vera aus der EF.

Julian: Und ich bin Julian aus der 8e.

Ralph Caspers: Und ich bin Ralph Caspers aus der 34b. (lacht)

Rita: Super, vielen Dank! Wir wollten gleich mit der wichtigsten Frage anfangen: Was ist Ihr Lieblingsfußballverein?

Ralph Caspers: Fußball? Ah … ich habe keinen Lieblingsverein. Nein. Sport ist super. Bonn ist super. (lacht) Fußball, Basketball – alles toll.

 

Von Höhlen, Panik und einem gebrochenen Schlüsselbein

Vera: Was war die schwierigste Situation, die Sie als Journalist erlebt haben?

Ralph Caspers: Die schwierigste Situation … definiere schwierig. Vielleicht aufregend oder anstrengend? Dann fällt mir was ein: Wir haben einmal für die Maus mit einem Höhlenforscher gedreht und sind in eine Höhle rein. Das sollte man nicht machen, wenn man Angst vor Dunkelheit, engen Räumen oder Spinnen hat – das gibt’s da alles!

Der Kameramann wollte, dass ich in einem schmalen Tunnel krieche und dann die Moderation sage. Ich fragte: „Wie kann ich mich denn da umdrehen?“ Der Höhlenforscher meinte: „Kletter einfach weiter, da kommt ein kleiner Raum.“ Der war so groß wie der Platz unter einem Küchentisch. Da sollte ich mich umdrehen.

Ich bin da also rein, habe auf das Kommando gewartet – und plötzlich kam Panik. Ich dachte: Was, wenn ich hier steckenbleibe und keiner mich rausziehen kann? Ich habe dann tief geatmet, mich beruhigt, bin wieder raus und habe die Moderation gemacht.

Später fragte ich den Höhlenforscher, was passiert wäre, wenn ich hängen geblieben wäre. Er sagte: „Wir kriegen schon jeden raus. Einmal mussten wir einem Kollegen das Schlüsselbein brechen, dann ging’s.“(alle lachen)

Rita: Zum Glück ist das nicht passiert!

 

Lieblingsländer und raue Orte

Sophie: Sie haben ja für die Maus viele Länder besucht. Welches Land würden Sie gerne noch einmal sehen?

Ralph Caspers: Ich glaube, fast alle! Aber konkret: Ich war mehrmals im Vereinigten Königreich und auf Island. Beide im Winter – ich mag es, wenn es regnet, stürmt und die Sonne kaum aufgeht. Ich bin eher so ein rauer Typ. (lacht)

Julian: Und welches Land würden Sie gern noch besuchen, wo Sie noch nie waren?

Ralph Caspers: Neuseeland fände ich toll. Auch Kanada. Ich mag es einsam. Das passt zwar nicht zur Maus, aber es ist schön.Eigentlich sind alle Länder interessant – überall gibt’s was zu entdecken.

 

Wenn selbst Lehrer Hefte in den Kühlschrank legen

Rita: Welches Thema war in Ihrer Karriere am schwierigsten zu erklären?

Ralph Caspers: Puh … viele! Aber eins fällt mir ein: Diese Friktionsstifte, die man wegradieren kann.Ich wollte bei „Wissen macht Ah!“ erklären, wie das funktioniert. Leider war die Firma nicht sehr kooperativ, und die Zeit war knapp.Ich konnte also nicht genau herausfinden, warum die Tinte auf Hitze und Kälte reagiert.

Aber wir haben gezeigt, dass beim Reiben Wärme entsteht und dadurch die Schrift unsichtbar wird.Und wenn man das Blatt ins Eisfach legt, sieht man sie wieder! (lacht) Ich wette, viele Lehrer:innen haben schon Arbeitshefte in den Kühlschrank gelegt, um rauszufinden, wer „Scheiß Mathe“ geschrieben hat. (lacht)

 

Warum Journalismus heute wichtiger ist denn je

Vera: Wie sehen Sie die Rolle von Wissenschaftsjournalismus in Zeiten von Desinformation?

Ralph Caspers: Sehr wichtig! Wissenschaftsjournalismus erklärt und ordnet. Nicht jeder, der Zeitung liest, ist Experte. Die Maus ist ein Einstieg – sie hilft, die Welt zu verstehen und Neues zu entdecken.

 

Fake News und Vertrauen

Sophie: Wir wachsen in einer Welt voller Überinformation und Fake News auf. Welche Tipps haben Sie für den Umgang damit?

Ralph Caspers: Medienkompetenz ist alles.Solche Festivals wie das b° future Festival sind super, um das zu lernen. Man muss wissen, welchen Quellen man vertrauen kann – und erkennen, wo Unsinn erzählt wird. Es gibt viele Angebote, um Fake News zu entlarven, aber man braucht immer jemanden, dem man vertrauen kann. Das ist das Schwierige.

Foto: R. Kacem
Foto: R. Kacem

 

Künstliche Intelligenz und menschliches Denken

Julian: Und wie sehen Sie die Rolle von KI im Journalismus?

Ralph Caspers: Kritisch. KI ist nützlich, wenn man Zusammenfassungen will oder Ideen entwickeln möchte.Aber wer keine Ahnung vom Thema hat, kann völligen Unsinn bekommen – und merkt es nicht. KI darf nicht das eigene Denken ersetzen.Wenn wir unser Denken oder unsere Kreativität auslagern, verlieren wir, was uns menschlich macht.

 

Drei Tipps für junge Journalist:innen

Rita: Letzte Frage: Haben Sie Tipps für uns als Schülerzeitung?

Ralph Caspers: (lacht) Ich habe viele Tipps – auch, wie man Schleifen bindet!Aber ernsthaft: Mein wichtigster Tipp ist, sich immer wieder zu fragen:Was will ich wirklich beantworten?Beim Recherchieren verzettelt man sich leicht.

Zweitens: Weniger ist oft mehr. Besser, jemand denkt am Ende: „Oh, schade, schon vorbei,“ als: „Wie lange geht das noch?“

Und drittens: Bleibt neugierig, ehrlich – und habt Spaß daran, Dinge herauszufinden.

Rita: Vielen Dank für das Interview!

Ralph Caspers: Danke euch! Und liebe Eltern von Rita – es tut mir leid, dass das Interview so spät wurde.Ich hatte vorher einfach viele Gespräche. (lacht)

 

Echter Journalimus. Echte Menschen

Wir bedanken uns herzlich bei Ralph Caspers für das offene, humorvolle und inspirierende Gespräch beim b° future Festival in Bonn. Danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben – und dass Sie gezeigt haben, wie man auch in der größten Festivalhektik ein netter, "echter" Mensch bleibt.


Rita, Sophie, Julian und Vera

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