Stimmen der Demokratie - Interviews zum GSI-Tag mit Bundespräsident Steinmeier
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Wir haben mit Ulrich Kelber, Dr. h. c. Erik Bettermann und der Theatergruppe „Die dARSsteller“ gesprochen: Über Datenschutz, Medien, Europa – und darüber, wie viel Mut Demokratie braucht.
Kurz erklärt! Was war am 21.11. im GSI los?
• Politischer Bildungstag im GSI Bonn – mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
• Themen: Demokratie, Medienfreiheit, digitale Verantwortung.
• EMA-Schüler:innen der Schülerzeitung So.Wie?So! führten vor Ort Interviews im Pressecorner.
• Die Theatergruppe „dARSsteller“ der Abendrealschule Bonn zeigte eine Szene aus ihrem Stück Bus des Lebens.
• Die Interviews spiegeln die drei Schwerpunkte des Tages: • Datenschutz • Politische Bildung • Persönliche Geschichten auf der Bühne.
Von Helena Freudendahl (Jg. 9), Rita Kacem (Jg. 8), Konstantin Kluth (Jg. 10)

Vom Datenraum bis zur Theaterbühne –
Wie Jugendliche, Politik, Bildung und Demokratie heute erleben
Dein Handy, deine Daten, deine Freiheit –
Ulrich Kelber im Interview
Interview: Rita Kacem

Datenschutz in einer Welt freiwilliger Datenfreigabe
„Die Tatsache, dass man etwas freiwillig teilt, gibt niemandem das Recht, Daten gegen ihren Willen zu sammeln.“
Jugendliche wachsen in einer digitalen Welt auf. Was bedeutet Datenschutz in einer Demokratie, in der so viele Informationen freiwillig geteilt werden?
Ja, die Tatsache, dass man etwas freiwillig teilt, wo man vorsichtig sein sollte, gibt niemandem das Recht, Daten gegen ihren Willen zu sammeln. Und so wie heute die Technik funktioniert, gibt es auch nicht das eine ungefährliche Datum, sondern alles wird zu einer großen Wolke verdichtet.
Diese Profile enthalten tausende Informationen über einzelne Menschen. Und sie werden ja nicht nur dafür verwendet, Werbung auszuspielen, sondern sie sind durchaus dafür gedacht, auch das Verhalten zu manipulieren. Von daher: Mit mehr Datenschutz ist mehr Datennutzung möglich.
Aber Datenschutz nach hinten zu stellen, wäre der völlig falsche Weg.
Verantwortung sozialer Medien
„Die Algorithmen radikalisieren. Sie belohnen aggressives, lügenhaftes Verhalten und zerstören damit unsere Demokratie.“
Welche Verantwortung tragen soziale Medien für den Schutz der Demokratie?
Sie sollten Verantwortung tragen, weil natürlich sehr viel von Debatte, Informationswahrnehmung und Diskussion sich ins Internet verlagert hat – zu den sogenannten sozialen Medien, zu den großen Plattformen.
Nur die großen kommerziellen, also die X, TikToks, Facebooks, Instagrams dieser Welt, sind rein auf kommerzielle Ideen ausgelegt. Die Algorithmen radikalisieren. Sie belohnen aggressives, lügenhaftes Verhalten und zerstören damit unsere Demokratie. In dem Bereich muss Politik eingreifen und für einen radikalen Wandel sorgen.
Wie man junge Menschen digitalkritisch stärkt
„Diese Idee, Schulen noch ein Unterrichtsfach aufzuerlegen, ist Quatsch.“
Wie kann man jungen Menschen dazu bringen, digitale Informationen kritisch zu hinterfragen und Falschmeldungen zu erkennen?
Ich glaube vor allem durch Einbindung in den bestehenden Unterricht. Diese Idee, Schulen zu sagen, noch ein Unterrichtsfach, noch ein Unterrichtsfach – das ist Quatsch.
Aber durch Aufgabenstellungen, wo man lernt, auch Technologien einzusetzen – Smartphones, Plattformen, KI – um Ziele zu erreichen, so wie wir früher den Leuten beigebracht haben, zu schreiben und zu lesen, ist die beste Methode. Weil es an ganz praktischen Sachen funktioniert.
Erfahrungen im politischen Dialog mit jungen Menschen
„Es kommen immer neue Ideen und Sichtweisen. Und daran muss man die eigene Sicht klären: Stimmt die noch?“
Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit jungen Menschen im politischen Dialog gemacht?
Ich bin sehr gerne in meiner aktiven Zeit als Abgeordneter und als Bundesdatenschützer auch in die Schulen gegangen. Und das gibt einem ganz viel Feedback, weil man sehr unterschiedliche Menschen trifft.
Nicht nur die, die man privat kennen würde, aus den sozialen Gruppen oder Ortsteilen. Und es kommen natürlich immer neue Ideen und Sichtweisen. Und daran muss man die eigene Sicht klären:
Stimmt die noch? Oder habe ich eine Entwicklung übersehen und muss mich anpassen?
Das empfehle ich immer auch aktiven Politikerinnen und Politikern.
INFOS zu Ulrich Kelber
Ehemaliger Bundesdatenschutzbeauftragter – Experte für digitale Demokratie
Name: Ulrich Kelber Geboren: 29. März 1968 Ausbildung: Diplom-Informatiker (Informatik & Biologie, Universität Bonn)
Warum ist er wichtig?
War 2019–2024 Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI).
Setzte sich für starken Datenschutz, Transparenz und digitale Grundrechte ein.
Warnte vor Überwachung – sowohl durch den Staat als auch durch große Tech-Konzerne.
Betonte, dass Medienkompetenz entscheidend für die Demokratie ist – besonders für Jugendliche.
Wofür steht er?
Datenschutz schützt Freiheit – nicht Blockade, sondern Voraussetzung guter Digitalisierung.
Jugendliche brauchen digitale Bildung, um Manipulation durch Algorithmen zu erkennen.
Demokratie braucht klare Regeln für Daten, Plattformen und staatliche Eingriffe.
Europäische Zusammenarbeit: Aktiv an der Umsetzung der DSGVO beteiligt; Vorsitz in der internationalen „Berlin Group“ zum Telekommunikationsdatenschutz.
Quellen
Wikipedia – Ulrich Kelber: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kelber
Bundestag – Biografie Ulrich Kelber (19. Wahlperiode): https://www.bundestag.de/webarchiv/abgeordnete/biografien19/K/kelber_ulrich-520922
BfDI – Internationale Datenschutzarbeit („Berlin Group“): https://www.bfdi.bund.de/EN/Fachthemen/Inhalte/Europa-Internationales/Berlin-Group.html
Deutschland.de – Datenschutz und Demokratie (Interview): https://www.deutschland.de/en/topic/politics/data-protection-in-the-eu-interview-with-ulrich-kelber
Bundesdruckerei – Interview über Digitalisierung & Datenschutz: https://www.bundesdruckerei.de/de/innovation-hub/ulrich-kelber-von-pandemie-bis-datenschutz
Dr. h.c. Erik Bettermann -
Demokratie braucht echte Gespräche – nicht nur Handys
Interview: Rita Kacem und Lukas Busskamp

Medienfreiheit und politische Bildung
„Die politische Bildung muss dafür eintreten, dass Journalismus unabhängig von Weisungen ist.“
Welche Verbindung sehen Sie zwischen Medienfreiheit und politischer Bildung?
Die politische Bildung muss zur Stützung der Demokratie genau dafür eintreten, dass Medien, Journalismus unabhängig von Weisungen sind. Wenn Sie sich die Welt angucken, sehen Sie, dass genau der Zugriff auf die Medien entscheidend ist – egal ob in Ländern mit entwickelter Medienlandschaft oder in Regionen mit schwächerer Struktur. Medien spielen immer eine zentrale Rolle.
Europa als eigenes Projekt begreifen
„Das persönliche Gespräch ersetzt kein Handy.“
Wie kann man junge Menschen motivieren, Europa als ihr eigenes Projekt zu verstehen?
Das ist unser Versuch, aber es gelingt nicht immer – viel zu wenig. Die Kommunikation hat sich seit den 90er-Jahren verändert.
Ich komme aus der klassischen Printzeitung. Kommunikation hat sich durch digitale Medien komplett verändert. Jüngere Menschen sind viel stärker in der Handykommunikation. Das direkte Gespräch ist leider weniger geworden. Ich werbe dafür, denn das persönliche Gespräch ersetzt kein Handy.
Die Bedeutung des GSI heute
"Früher haben wir Themen wie Verfassung und Verfassungswirklichkeit behandelt. Das interessiert junge Menschen heute weniger. Es braucht neue Formen – kreative, mitreißende Formate."
Welche Bedeutung hat das GSI heute in einer Zeit globaler Krisen?
Das GSI wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um die Aussöhnung innerhalb der sechs europäischen Staaten zu fördern.
Internationalität ist heute selbstverständlich. Wir können alles miterleben, was irgendwo passiert. Das hat die Arbeit des GSI verändert – auch die Formen politischer Bildung.
Früher haben wir Themen wie Verfassung und Verfassungswirklichkeit behandelt. Das interessiert junge Menschen heute weniger. Es braucht neue Formen – kreative, mitreißende Formate. Und dafür stehen unsere Mitarbeitenden und auch die jungen Leute, wie man eben am Theaterstück gesehen hat.
Begegnung, Bildung oder Verständigung?
„Das größte Ziel ist Verständigung – und sie ist die Grundlage für Bildung.“
Was ist das größte Ziel des GSI?
„Man muss auch darum kämpfen – nicht mit Waffen, sondern durch Haltung, Gespräche und Engagement.“
Verständigung. Und sie ist die Grundlage für Bildung.
Wir müssen Verständigungsformen finden, damit Menschen miteinander reden. Das hat der Bundespräsident ja sehr schön gesagt. Es geht darum, die Demokratie zu verteidigen – nicht mit Waffen, sondern durch Haltung, Gespräche und Engagement.
INFOS zu Erik Bettermann
Name: Erik Bettermann Geburtsdatum: 8. Mai 1944 Amtsfunktion: Präsident des Gustav-Stresemann-Institut (GSI), Bonn
Ausbildung & beruflicher Hintergrund
Studierte Philosophie, Pädagogik und Sozialpädagogik an den Universitäten Köln und Bonn sowie an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Köln.
Beginn seiner Laufbahn als freier journalistischer Mitarbeiter bei Kölner Tageszeitungen und bei einer evangelischen Kirchenzeitung.
Wichtige Stationen & Engagement
War für den internationalen Jugendaustausch tätig und arbeitete als Referent u.a. beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit.
Von 1985 bis 1991 verschiedene führende Funktionen in der SPD, u.a. stellvertretender Bundesgeschäftsführer.
1992–2001 Staatsrat der Freien Hansestadt Bremen sowie Bevollmächtigter für Bundesangelegenheiten, Europa und Entwicklungszusammenarbeit.
2001–2013 Intendant der Deutschen Welle.
Rolle beim GSI & sein Beitrag
Präsident des GSI — eine der führenden politischen Bildungseinrichtungen Deutschlands.
Setzt sich für politische Bildung, Verständigung und demokratische Partizipation ein — mit dem Ziel, junge Menschen für Europa und Demokratie zu begeistern.
Weitere Funktionen & Auszeichnungen
Mitglied im Kuratorium verschiedener Organisationen (z. B. Hilfsorganisationen, Bildung & Entwicklung).
2012 wurde ihm ein Ehrendoktor („honorary doctor“) des Wartburg Colleges (USA) verliehen.
Quellen
Wikipedia – Erik Bettermann:https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_Bettermann
Heinz-Kühn-Stiftung – Biografische Informationen zu Erik Bettermann:https://www.heinz-kuehn-stiftung.de/index.php/erik-bettermann
Gustav-Stresemann-Institut (GSI) – Gremien & Leitung:https://www.gsi-bonn.de/en/gsi/mission-struktur/committees
Wikipedia – Gustav-Stresemann-Institut (Kontext politische Bildung):https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav-Stresemann-Institut
Wartburg College – Ehrendoktorwürde (indirekt über Wikipedia belegt):https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_Bettermann
Mut auf der Bühne – Schüler:innen erzählen, wie es wirklich war
INFOS zum Theaterprojekt
Unter der Leitung von Regisseur Bernd Loschnig und Daniel Hetzer und Thammo Draeseke (GSI) erzählen Schüler:innen der Abendrealschule Bonn (Theatergruppe „Die dARSsteller“) zwischen 18 und 34 Jahren in improvisierten Szenen aus ihrem Stück „Bus des Lebens“ von ihren persönlichen Fluchtgeschichten. Themen wie Krieg, Verlust, Abschied und Hoffnung stehen dabei im Mittelpunkt. Da es kein Drehbuch gibt, ist jede Aufführung einzigartig: Die Darstellenden teilen echte Erinnerungen und sprechen offen über sehr emotionale Erlebnisse. Das Projekt wurde vom Gustav-Stresemann-Institut (GSI) finanziell gefördert und versteht sich als Beitrag zu Verständigung, politischer Bildung und aktiver Jugendbeteiligung.
Interview: Konstantin Kluth und Helena Freudendahl

Wie aus fünf Tagen Proben ein Auftritt
vor dem Bundespräsidenten wurde
Was passiert, wenn ein Schulprojekt plötzlich ganz groß wird? Ein Darsteller erzählt von Lampenfieber, Improvisation – und dem Moment, in dem klar wurde: Jetzt wird’s ernst.
Wie kamt ihr auf die Idee?
Wir hatten vor ungefähr eineinhalb Jahren geplant. Wir waren fünf Tage in einem Bereich, wo wir geprobt und Ideen gesammelt haben. In einer Szene davon haben wir das rausgekriegt. Wir haben auch (beim Schultheaterfestival) ein Bonner Theaterstück gespielt. Wir sind leider auf den zweiten Platz gekommen, nicht den ersten, aber wir haben uns Mühe gegeben. Daher waren wir ein bisschen vorbereitet.
Gefühle vor und nach der Vorstellung
Wie fühlt ihr euch jetzt nach der Vorstellung?
Jetzt gerade ganz entspannt. Ich bin seit sechs Uhr morgens nervös gewesen. Bis vor fünf Minuten noch! Jetzt geht es langsam runter. Ganz entspannt.
„Vor dem höchsten Amt im Land zu spielen, dem Bundespräsidenten – das war sehr schwierig.“
Auf der Bühne vor großem Publikum
„Beim Schauspiel kann man schneiden – im Theater bleibt jeder Fehler drin.“
Alles Handmade -
Wie war das Gefühl vor all den Leuten?
Wir haben das ein paar Mal gemacht. Vor acht Jahren haben wir schon mal gespielt. Aber Theater ist immer besonders. Beim Schauspiel kann man schneiden – im Theater bleibt jeder Fehler drin. Und dann noch vor dem höchsten Amt bei uns im Land, dem Bundespräsidenten – das war sehr schwierig.
Theater aus eigener Kraft - Warum jede Szene ihre eigene Geschichte hat
Ein Darsteller erklärt, wie viel Kreativität hinter dem Stück steckt: ausprobieren, verwerfen, wieder neu beginnen – und am Ende mit Adrenalin und Stolz auf der Bühne stehen.
Interview: Helena und Konstantin
„Wir bauen das alles selbst, das ist eigentlich Handmade.“
Was war der Auslöser, warum ihr euch für dieses Thema entschieden habt?
Das waren am Anfang bestimmte Begriffe. Dann haben wir die Szene ausgesucht und miteinander gearbeitet. Wir haben gespielt, ausprobiert – einmal, zweimal, dreimal. Jeder hatte seine Idee. Wir bauen das alles selbst, also Handmade. Es ist nicht einfach, aber es macht richtig Spaß.
Erleichterung nach der Aufführung
„Dieses Adrenalin – das schlägt so schnell. Aber danach wird man richtig erleichtert.“
Wie fühlt ihr euch jetzt nach der Vorstellung?
Sehr erleichtert. Vor allem, wenn man keine Erfahrung hat. Auf einmal dieses Adrenalin – das schlägt so schnell. Aber danach wird man richtig erleichtert und hat ein gutes Gefühl.
Wie war es, vor all den Menschen zu stehen?
Ich wollte sterben – nein, Spaß. Es war sehr aufregend. Ich zittere jedes Mal. Aber es war aufregend und schön.
Mut auf der Bühne: Eine Stimme aus der Ukraine
Wie Theater hilft, Erinnerungen und Emotionen auszuhalten
In diesem Interview wird es persönlich: Die Schauspielerin spricht über Angst, Trauer, Heimat – und darüber, wie man es schafft, trotzdem aufzutreten.
Interview: Konstantin Kluth
„Jedes Mal denke ich an meine Familie… und dann kommt wieder alles hoch.“
Am vergangenen Freitag, dem 28. November, trat das Theaterprojekt „Der Bus des Lebens“ der Abendrealschule Bonn im Gustav-Stresemann-Institut auf. Vor den Augen des Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, präsentierten die Darsteller:innen eine eindrucksvolle Szene ihres Stücks. Zum Abschluss hatte Konstantin die Gelegenheit, mit einer ukrainischen Schauspielerin wenige Minuten lang zu sprechen – über Nervosität, Heimat, Trauma und die Kraft der Bühne.
Vor großen Persönlichkeiten auftreten
Как для тебя было перед такими важными людьми, как президента, делать такую театральную пьесы?
Wie war es für dich, vor so wichtigen Personen wie dem Bundespräsidenten dieses Theaterstück aufzuführen?
Понятное дело, я первый раз встречаю таких людей. Если честно, изначально, когда еще тут никого не было, мне очень спокойно было. Но когда все зашли, конечно, у меня так... Волнение появилось большое.
Treffe zum ersten Mal solche Leute. Um ehrlich zu sein: Als hier noch niemand im Raum war, war ich ruhig. Aber als alle reingekommen sind, ist mir eine große Welle an Sorgen entgegengekommen.
Spielen mit echter Geschichte im Herzen
Wenn ich die Tränen anderer Menschen sehe, habe ich noch mehr das Gefühl, selbst weinen zu müssen.
Видно, что ты была очень эмоциональна. Как это для тебя — думать про ситуацию, например в Украине, когда ты играешь на сцене?
Man hat gesehen, dass du sehr emotional warst. Wie war es für dich, während des Spiels wieder an die Situation in der Ukraine zu denken?
Очень травмирующая ситуация. Я, наверное, уже раз в четвертый играю эту роль. И каждый раз у меня такие эмоции эта роль вызывает. И заставляет всех плакать. И когда я смотрю на слезы других людей, меня еще больше заставляет плакать. Очень-очень грустно. Особенно вот, когда я это рассказываю. Каждый раз я думаю о своих родных, о детстве, как все хорошо было, и пришел этот день, и... все случилось.
Ja, eine sehr traumatische Situation. Ich spiele diese Rolle wahrscheinlich schon zum vierten Mal, und jedes Mal weckt sie solche Emotionen in mir. Sie bringt alle zum Weinen. Wenn ich die Tränen anderer Menschen sehe, habe ich noch mehr das Gefühl, selbst weinen zu müssen. Sehr, sehr traurig. Vor allem, wenn ich darüber spreche. Ich denke jedes Mal an meine Verwandten, an meine Kindheit, wie schön alles war. Und dann kam dieser Tag und… alles ist passiert.
Nach der Vorstellung
Как ты себя чувствуешь после вашего выступления?
Wie fühlst du dich nach eurer Vorstellung?
Еще мне надо время. Но легче потом. Я выговариваюсь, это намного легче, чем ты [думаешь]. Ну, скрываешь это в себе, никому не рассказываешь, и в один момент это рассказываешь всем. И у тебя просто паника, истерика случается.
Ich brauche noch Zeit. Aber man fühlt sich danach erleichtert. Ich rede mir ein, dass es viel leichter ist, als man denkt. Man schließt alles in sich ein, erzählt niemandem davon – und plötzlich erzählt man es allen. Und dann bekommt man einfach Panik, eine Art Hysterie.
Was wir mitnehmen und ein Denkanstoß des Tages

Der GSI-Tag hat uns gezeigt, wie vielfältig Demokratie heute erlebt wird: auf Social Media, in politischen Debatten – und auf einer Bühne, auf der Schüler:innen ihre eigenen Geschichten erzählen. Ulrich Kelber erinnert daran, dass Freiheit ohne Datenschutz zerbrechlich bleibt. Erik Bettermann zeigt, dass politische Bildung echte Gespräche braucht. Und die Theatergruppe macht deutlich, dass Demokratie vor allem eines ist: persönlich.
Gleichzeitig wirft der Tag eine Frage auf: Zwei Tagungsräume nebeneinander – wie zwei Welten, die sich nicht wirklich berührt haben. Am Vormittag wurde viel über Jugendliche gesprochen, über Migration, über Teilhabe. Doch die Jugendlichen selbst kamen erst später zu Wort. Eigentlich schade, denn das Theaterprojekt hätte perfekt in die politische Diskussion gepasst: Die Geschichten und Erfahrungen der Darsteller:innen boten Perspektiven, über die zuvor gesprochen wurde.
Vielleicht liegt gerade darin der Denkanstoß dieses Tages: Demokratie entsteht nicht nur durch große Reden, sondern durch Mitmachen. Sie lebt davon, dass Räume sich verbinden – und dass wir, gerade als junge Generation, unsere Stimme nutzen, Fragen stellen und sichtbar werden.
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