top of page

Politik trifft Bühne: Bundespräsident Steinmeier und der ‘Bus des Lebens’ im Gustav-Stresemann-Institut Bonn

  • vor 3 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

GSI-Besuch des Bundespräsidenten – Ein Tag zwischen Politik, Pressearbeit mit Profis und Theaterperformance, die niemanden unberührt ließ

Ein Bericht von Rita Kacem (8d)


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte das Gustav-Stresemann-Institut in Bonn – und traf dort nicht nur auf Fachleute der politischen Bildung, sondern auch auf eine Theaterperformance von Schüler:innen, die den ganzen Saal berührte. Unsere Redaktion war exklusiv im Pressebereich dabei.

 

Hoher Besuch im GSI

Am Freitag, dem 21.11.2025, besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Gustav-Stresemann-Institut (GSI) in Bonn. Das GSI ist seit über 70 Jahren ein wichtiger Ort politischer Bildung und internationaler Verständigung und wurde von Berthold Finkelstein als europäische Tagungs- und Bildungsstätte aufgebaut.


„Das GSI ist von Anfang an ein Ort internationaler Begegnung – entstanden aus der Erfahrung von Krieg, Verfolgung und Verlust.“ (Dr. Erik Bettermann)

Zu Beginn seines Besuchs wurde der Bundespräsident von GSI-Präsident Dr. h. c. Erik Bettermann, dem geschäftsführenden Vorstand Wilfried Klein, Dr. Christina Stresemann und Johannes Finkelstein empfangen. Er trug sich ins Gästebuch ein und dankte „für die großartige Arbeit, die an diesem Ort für die politische Kultur unseres Landes seit über 70 Jahren geleistet wird“.

Während des Besuchs sprach Steinmeier mit Vertreter:innen des GSI, Expert:innen und Schüler:innen über die Bedeutung politischer Bildung in zunehmend polarisierten Zeiten. Außerdem wurde eine Szene aus dem Theaterprojekt „Bus des Lebens“ gezeigt, das von Schüler:innen der Abendrealschule Bonn entwickelt wurde.

Vier Schüler:innen unserer So.Wie?So!-Redaktion waren an diesem Tag für die Pressearbeit vor Ort.

 

Ankunft & Presseraum

Nach unserer Ankunft wurden wir akkreditiert. Das bedeutete: Taschenkontrolle durch das Bundeskriminalamt (BKA) und ein Armband, das bestätigte, dass wir durch den Sicherheitscheck gekommen waren.

Danach ging es in einen Presseraum, in dem sich bereits zahlreiche Journalist:innen vorbereiteten. Viele Medien waren vertreten, darunter auch der General-Anzeiger, der uns sogar gleich zu Beginn interviewte.

Während Kameras aufgebaut wurden und letzte Notizen gemacht wurden, bekamen wir Hinweise zum Ablauf. Später kam ein Spürhund des BKA, und wir mussten unsere geöffneten Taschen an einer Seite des Raumes ablegen.

 

Foto: L. Busskamp
Foto: L. Busskamp

Tagungsraum S30–S32: Gesprächsrunde mit Steinmeier

Aus dem Presseraum wechselten wir in einen großen Tagungsraum, in dem die Gäste, GSI-Mitglieder und weitere Beteiligte Platz genommen hatten. Die Stimmung war gespannt und ruhig.

Als Steinmeier den Raum betrat, wurde es sofort merklich still.

Zunächst sprach GSI-Präsident Erik Bettermann und knüpfte an Steinmeiers Rede zum 9. November an. Er betonte, dass das GSI politische Bildung als Beitrag zur „Selbstbehauptung von Demokratie und Menschlichkeit“ verstehe.



„Wie umgehen mit der TikTokisierung der Politik und der Jugendlichen?“ (Bundespräsident Steinmeier)


Im Anschluss beantwortete Steinmeier Fragen dazu, wie politische Bildung heute gelingen kann, wie Jugendliche trotz Social Media erreicht werden können und wie Schulen auf Konflikte reagieren sollen.

So erklärte er etwa: „Wir sollten Angebote für Lehrer und Lehrpersonal machen, um mit Krisensituationen umzugehen.

Zur Nutzung von Smartphones in Schulen sagte er: „Ich glaube, eine Altersgrenze brauchen wir.“ Und zur Konkurrenz zwischen Social Media und politischer Bildung meinte er: „Es macht manchen mehr Spaß, sich mit TikTok zu beschäftigen, als mit unserem Grundgesetz – das müssen wir ernst nehmen.“

Damit wurde deutlich, dass er die digitale Entwicklung kritisch begleitet und gleichzeitig nach Wegen sucht, junge Menschen dafür zu gewinnen, sich politisch einzumischen.

 

„Wer Krieg nicht erlebt hat, kann sich auch das gar nicht vorstellen.“

"Der Bus des Lebens" / Foto: L. Busskamp
"Der Bus des Lebens" / Foto: L. Busskamp


„Krieg bedeutet, ständig Angst zu haben. Angst, dass man nie wieder aufwacht.“


Schüler:innen teilen ihre Lebensgeschichten im Bus des Lebens / Foto: L. Busskamp
Schüler:innen teilen ihre Lebensgeschichten im Bus des Lebens / Foto: L. Busskamp

„Ich habe nicht geweint. Nein, ich habe nicht geweint. Mein Herz hat geweint.“

Das Theaterstück „Bus des Lebens“

Nach der Gesprächsrunde ging es in einen weiteren Raum. Dort präsentierten die Schüler:innen der Abendrealschule Bonn eine Szene aus ihrem Theaterprojekt „Bus des Lebens“, in dem sie ihre Flucht- und Kriegserfahrungen aufarbeiteten.

Das Stück hatte zuvor beim Schultheaterwettbewerb der Theatergemeinde Bonn den zweiten Platz gewonnen.

Die Szene löste sichtbar starke Emotionen im Publikum aus. Besonders eindrücklich war ein Satz aus dem Stück:

Wer Krieg nicht erlebt hat, kann sich auch das gar nicht vorstellen.“

Ein anderer Moment blieb vielen besonders im Gedächtnis, als ein Schüler sagte:

Sieg bedeutet, ständig Angst zu haben. Angst, dass man nie wieder aufwacht.

Diese Worte machten deutlich, wie ernst und persönlich das Thema für die Jugendlichen ist.

Auch der Abschiedsschmerz, den manche erlebt haben, kam zur Sprache:

Ich habe nicht geweint. Nein, ich habe nicht geweint. Mein Herz hat geweint.

Durch solche Aussagen wurde spürbar, wie viel Mut es die Darsteller:innen kostet, ihre Biografien öffentlich zu teilen.


 

Bundespräsident Steinmeier im Gespräch  mit den Projektleitern und Schauspieler:innen / Foto: L. Busskamp
Bundespräsident Steinmeier im Gespräch mit den Projektleitern und Schauspieler:innen / Foto: L. Busskamp

Abschlussgespräch mit den Darsteller:innen

Zum Abschluss setzte sich der Bundespräsident mit den Schauspieler:innen und dem Projektteam zusammen. Die Jugendlichen beschrieben, wie es ist, ihre persönlichen Geschichten auf die Bühne zu bringen, und dass das Stück für sie weit mehr bedeutet als ein Theaterprojekt.


„Wir kommen aus verschiedenen Ländern, aber auf der Bühne erzählen wir etwas Gemeinsames.“

Zitat einer Darstellerin in der Gesprächsrunde


Die Theaterleitung bestätigte das und sagte über die Entwicklung der Jugendlichen:

Wenn man zwei, drei Mal gemacht haben, dann fangen sie am Montag schon an mit dem Selbstvertrauen.“

Dadurch wurde deutlich, wie viel Mut und Zusammenhalt in der Gruppe steckt.

Während nach dem Gespräch die Presse noch Interviews führte, wurde Steinmeier bereits mit einem Shuttlebus abgeholt – eine Interviewchance, die wir knapp verpassten.



Foto: L. Busskamp
Foto: L. Busskamp

 

Journalismus und Politik wirklich miterleben

Der Besuch im GSI gab uns einen spannenden Einblick in die Welt der politischen Bildung – und vor allem in die Arbeit von professionellen Journalist:innen, deren Vorbereitung und Verhalten wir aus nächster Nähe miterleben konnten. Besonders eindrucksvoll war die unmittelbare Atmosphäre, sowohl im Presseraum als auch in den Tagungsälen.

Die Aufführung des Theaterstücks hinterließ bei vielen einen tiefen Eindruck. Die Worte der Jugendlichen und die Ernsthaftigkeit des Themas machten deutlich, wie wichtig politische Bildung ist – gerade dann, wenn junge Menschen selbst zu Wort kommen.

Am Ende war es ein Tag, an dem wir politische Bildung, Journalismus und hohe Politik nicht nur beobachten, sondern wirklich miterleben konnten.

 

bottom of page